Near Field Communication im Destinationsmarketing

Seit einiger Zeit beschäftige ich mich im Rahmen eines wissenschaftlichen Aufsatzes mit dem Thema Near Field Communication, kurz NFC. Diese Technologie ermöglicht die automatische Datenübertragung über kurze Distanzen. Wenn man mit einem NFC fähigen Mobiltelefon in die Nähe (ca. 10-20 cm Radius) einer NFC-Anwendung kommt, erfolgt eine einseitige oder beidseitige (peering) Datenübertragung.  In meinen Blogbeiträgen zu Near Field Communication habe ich bisher zwei Aspekte dieser neuen Technologie aufgegriffen: Zum einen die Möglichkeit, die On- und Offline Welt nutzerfreundlich zu verbinden (Outernet) und zum anderen die Möglichkeit, die Hotelinfrastruktur zu optimieren.

In diesem Beitrag möchte ich mich der sozialen Komponente von NFC widmen. Häufig werden im Zusammenhang mit Social und NFC Terminals vorgestellt, mit denen man automatisch eine Fanpage „liken“ kann, indem man mit dem NFC-Handy über den entsprechenden Terminal wischt. Ein solches System bietet beispielsweise die Firma RealLifeConnect an.

Eine wirklich soziale Applikation mit der eine reale Community virtuell kommunizieren kann, hat sich das Skigebiet Vail in Kanada einfallen lassen. Unter dem Slogan „Capture. Connect. Share” wurde das System EpicMix im November 2010 eingeführt. Es bietet seinen Nutzern eine eigene Community sowie die Möglichkeit, die eigenen Skirouten zu tracken und diese über die sozialen Netzwerke zu teilen. Rob Katz, der Geschäftsführer vom Vail Resort, beschreibt die Idee hinter dieser sozialen Komponente wie folgt:

“If you think about social media, and especially for resorts and vacation destinations, word of mouth always comes up as the number one reason why people choose a destination — not that marketing and other things don’t help, they do — but word of mouth is so strong and powerful” Quelle

Die Infrastruktur, die für den Aufbau der Community genutzt wird, basiert auf RFID Scannern. Diese kennt man bereits aus fast allen Skigebieten: Sie ermöglichen es, dass man nicht jedes Mal seinen Skipass aus der Hosentasche holen muss, wenn man in einen Lift einsteigt. Das System wurde dabei so erweitert, dass neben der Erkennung des Skipasses auch die lokalen Daten der Person an eine mobile Anwendung weitergegeben werden. Da es im Vail Skigebiet eine gute W-Lan Verbindung gibt, können die lokalen Daten direkt von Familie und Freunden abgerufen werden. So weiß man in Echtzeit, wo sich jemand im Skigebiet befindet. Zudem können über die Anwendung Nachrichten ausgetauscht werden. Um die Nutzer zusätzlich zu motivieren EpicMix zu nutzen, werden ähnlich wie bei Foursquare virtuelle Ski-Pins vergeben. Je nachdem, wie viele Pistenkilometer jemand zurückgelegt hat. Der Vorteil gegenüber anderen Location Based Services ist jedoch, dass EpicMix sich auf das Thema Skifahren beschränkt. Zudem muss das System nicht aktiv genutzt werden. Der Check-In erfolgt jeweils automatisch. Man kann sich also auch einfach nach einem Skitag seine Skiroute anschauen und die Statistiken analysieren.

Es können auch Statusmeldungen automatisch auf Facebook oder Twitter veröffentlicht werden. Hierzu gibt es derzeit drei Optionen: Nachricht über die erste gefahrene Piste am Tag, ein automatisches Update, wenn man einen „Pin“ gewonnen hat, oder wenn man ein neues „Level“ innerhalb der EpicMix Community erreicht hat.

Da das System auf der Kombination von RFID, W-Lan und mobiler Anwendung basiert, ist es auch ohne NFC Fähige Telefone nutzbar. Dann jedoch in Kombination mit einer RFID-Chipkarte. Dies bietet derzeit den enormen Vorteil, dass auch iPhones diese Anwendung nutzen können. Die Software funktioniert aber auch auf Android-Telefonen.

Es ist zudem geplant, das System zu erweitern, damit nicht nur die Eingänge sondern auch die Ausgänge mit RFID Scannern bestückt sind. So kann die Ortung der jeweiligen Person noch besser erfolgen. Auch sind Marketingmaßnahmen geplant, um reale und virtuelle Aktivitäten zu belohnen. So könnten besonders aktive Skifahrer in der Après-Ski-Bar mit einem Willkommensgetränk begrüßt werden.

Fazit: Meiner Meinung nach eine sehr gelungene und noch dazu einfach zu nutzende Umsetzung. Die Kombination verschiedener Technologien ist dabei ausschlaggebend dafür, dass die Technologie bereits eingesetzt werden kann. Besonders überzeugt hat mich die Community, denn die bisherigen NFC-Like-Boxes, bei denen Fanpages automatisch „geliked“ werden sind zwar nett, aber wirklich social ist das nicht. Im Übrigen ein sehr emotionalisierender Imagefilm: Wer bekommt da nicht spontan Sehnsucht und möchte sich sofort das Brett resp. die Skier unter die Füße schnallen?

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