Location Based Services: Podiumsdiskussion beim Mediagipfel in Kiel

Mediatage NordAm Montag war ich zu einer Podiumsdiskussion bei den Mediatagen Nord in Kiel geladen. Mein erster öffentlicher Auftritt als Professor. Ich vertrat also die Wissenschaft. Gar nicht so leicht, bei diesem Thema. Hier nun einige meiner Gedanken zu Location Based Services (kurz LBS):

Location Based Services – warum jetzt?
Eine grundsätzliche Frage, die meiner Meinung nach beantwortet werden muss ist, warum wir gerade jetzt über ortsbezogene Dienste (Location Based Services) sprechen. Die Antwort ist trivial, aber dennoch weitreichend: Zum ersten Mal können tragbare, sich stets im Einsatz befindliche Endgeräte komplexe Aufgaben bewältigen. Das mobile Internet ist zum Massenphänomen geworden. Damit haben immer mehr Menschen einen ortsunabhängigen Zugang zu digitalen Informationen. Und damit ändern sich Nutzungsgewohnheiten und Konsumverhalten. Wichtig ist hier auch zu beachten, dass das intelligente Endgerät vom Kunden selbst mitgeführt wird. Dadurch wird der Einsatz von ortsbezogenen Diensten auch bei den Unternehmen in der Breite möglich. War früher noch eine komplexe Infrastruktur notwendig, um Kunden diese Dienste anzubieten, reicht heute eine App (auch wenn ich damit nicht den Aufwand einer solchen schmälern möchte). Das Beispiel im folgenden Video illustriert dies sehr anschaulich.

Aber auch die Inflation der QR-Codes zeigt: Ein Unternehmen kann heute schon mit einem einfachen Blatt Papier (auf dem ein solcher Code abgedruckt ist) LBS für sich nutzen. Voraussetzung ist aber auch hier eine Portion Kreativität, um einen tatsächlichen Mehrwert für den Kunden zu schaffen. Die „folgen Sie uns auf Facebook“ QR-Code-Schwemme meine ich also nicht!

Nach Social kommt Local
Diese Entwicklung (local follows social) sehe ich auch deshalb, weil durch das Internet quantitativ so viele Informationen gefunden werden, dass wir gezwungen sind, diese zu filtern. Wenn Informationen mit sozialen Beziehungen verknüpft werden, steigt ihr Wert, sprich die Qualität der Information. Denn plötzlich erscheint diese im sozialen Kontext des jeweiligen Nutzers. Mit Hilfe von lokalen Diensten haben wir nun eine weitere Möglichkeit, Informationen nach Relevanz zu kategorisieren. Das ist auch ein Grund, weshalb Google seine Places mit Plus verknüpft. Bei Suchanfragen wird erkannt: Was und wo jemand etwas sucht, das ggf. Freunde/Influencer von ihm/ihr schon kennen oder aber bewertet haben. Die Auslieferung eines so gefilterten Suchergebnisses ist in seiner Wertigkeit wesentlich höher.

LBS in der Hotellerie
Auch die für die Hotellerie relevanten Bewertungs- und Buchungsportale (wenn man diese Unterscheidung noch machen möchte) wie TripAdvisor und HRS verknüpfen soziale und ortsbezogene Daten. TripAdvisor tut dies durch eine Funktionen namens „Friend-of-a-Friend“. Wenn sich der Nutzer via Facebook-Connect einloggt, werden die Bewertungen nach dem sozialen Netzwerk des Nutzers sowie der „Freunde von Freunden“ gefiltert. Ähnlich macht es HRS neuerdings mit „HRS-Friends“ auf Facebook. Aber auch der Trend von Last-Minute-Apps wie JustBook oder Hotels Now von HRS zeigt, dass es für Ad-Hoc-Entscheidungen zum einen Markt gibt und dieser zum anderen durch LBS abgedeckt werden kann.

Visionen werden (bald) Wirklichkeit?!
Die Potenziale von LBS sind sowohl für Kunden als auch für Unternehmen groß. Durch Geofencing können im Umfeld des Nutzers auf Basis von dessen Gewohnheiten (bspw. Foursquare Check-Ins) und dessen Freundschaftsnetzwerk (und deren Nutzungsgewohnheiten) personalisierte Empfehlungen ausgesendet werden. Immer abhängig davon, ob sich jemand zum Beispiel gerade zur richtigen Uhrzeit (Kontext) in der Nähe eines passenden Ortes befindet. Die Einsatzmöglichkeiten gehen aber noch viel weiter. Google hat seine Vision dazu ja bereits sehr anschaulich veröffentlicht:

Umkehr des Defaults
Gleichzeitig werden solche Funktionen immer von einer Debatte um Privatsphäre und Datensicherheit begleitet werden. In Zukunft wird es immer einfacher werden, relevante Informationen zu finden. Gleichzeitig wird die Menge an digitalen Spuren stetig zunehmen. Die Definition von dem was Öffentlichkeit bedeutet, muss dabei neu diskutiert werden. Dies wurde auch beim Mediagipfel deutlich.

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